Rechts- und Migrationsforschung verbinden sowie Therapien bei Tumoren anpassen
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Einrichtung von zwei neuen Graduiertenkollegs (GRK) an der Universität Göttingen. Das GRK „Verstehen und Nutzen Therapie-induzierter Adaptionsprozesse in gastrointestinalen Tumorerkrankungen“ zielt darauf ab, die Mechanismen der Therapieanpassung bei gastrointestinalen Tumoren zu verstehen und therapeutisch zu nutzen. Das GRK mit dem Titel „Mobilitätsrechte im globalen Kontext multipler Krisen“ verfolgt einen Ansatz, der Rechts- und Migrationsforschung verbindet. Die DFG fördert die GRKs für einen Zeitraum von fünf Jahren.
GRK 2978 „Verstehen und Nutzen Therapie-induzierter Adaptionsprozesse in gastrointestinalen Tumorerkrankungen“
Tumoren des Gastrointestinaltraktes, insbesondere Leber-, Gallengang-, Pankreas- und Darmkrebs, können sich während einer Therapie verändern, was eine erfolgreiche Behandlung erschwert. Durch ein besseres Verständnis der Reaktionen auf Therapien wollen die Forschenden des GRK neue Behandlungsstrategien entwickeln, um die Wirksamkeit der Krebsbehandlungen und somit die Überlebenschancen von Patient*innen mit gastrointestinalen Tumoren deutlich zu verbessern. Zudem wird neben der innovativen Forschung ein besonderer Fokus auf die Ausbildung von Nachwuchsforschenden sowie Humanmediziner*innen im Kampf gegen therapieresistente Krebsarten gelegt.
Das neue GRK möchte die Anpassung von Tumoren an therapeutische Maßnahmen bei gastrointestinalen Krebserkrankungen wie Leberzellkarzinom, Gallengangskarzinom, Pankreaskarzinom und kolorektalem Karzinom erforschen. Diese Tumorarten sind besonders aggressiv und reagieren auf die Therapie in einer Art und Weise, die das Überleben des Tumors sichert. Deshalb ist es von großer Bedeutung, die Mechanismen zu verstehen, die Tumoren nutzen, um Therapien zu umgehen. „Mit unserem Forschungsprogramm verfolgen wir im Graduiertenkolleg zwei Hauptziele. Wir wollen einerseits die molekularen und zellulären Anpassungsmechanismen des Tumors an die Therapien wie Chemotherapie, Immuntherapie und Strahlentherapie genau verstehen und diese Mechanismen dann dazu nutzen, um neue therapeutische Ansätze für diese besonders aggressiven Krebsarten zu entwickeln“, so Prof. Dr. Elisabeth Hessmann, Leiterin der Arbeitsgruppe „Chromatin-assoziierte Veränderungen in der Entstehung und Progression des Pankreaskarzinoms“ in der Klinik für Gastroenterologie, gastrointestinale Onkologie und Endokrinologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und Sprecherin des GRK 2978.
Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten 24 interdisziplinär aufgestellte Wissenschaftler*innen der UMG und der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) im Onkologischen Spitzenzentrum, dem Comprehensive Cancer Center Niedersachsen (CCC-N), eng zusammen. Für seine Untersuchungen verwendet das GRK eine Vielzahl modernster Technologien und methodischer Ansätze, darunter die Einzelzell-Genomik, die einzelne Zellen oder Zellkerne auf molekularer Ebene analysiert, sowie Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, um Muster in großen biologischen Datenmengen zu identifizieren, die auf neue therapeutische Ansatzpunkte hinweisen könnten. Die Forschenden nutzen für diese Untersuchungen verschiedene zelluläre Modelle, die aus Tumoren betroffener Patient*innen generiert wurden. „Die zwölf Teilprojekte des GRK 2978 profitieren stark von der komplementären Aufstellung der beiden CCC-N Standorte Göttingen und Hannover in der Erforschung gastrointestinaler Tumoren“, so Priv.-Doz. Dr. Anna Saborowski, Oberärztin in der Klinik für Gastroenterologie Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie der MHH und Co-Sprecherin des GRK. „Während die Wissenschaftler*innen der MHH das GRK durch ihre Modelle, Proben und langjährige Erfahrung mit Gallengangs- und Lebertumoren unterstützen, bringen die Forscher*innen der UMG ihre Expertisen in der Erforschung von Tumoren der Bauchspeicheldrüse und des Darms in den Verbund ein“, ergänzt Priv.-Doz. Dr. Saborowski.
Im Zentrum des GRKs steht die Ausbildung der nächsten Generation von Wissenschaftler*innen im Bereich der Krebsforschung. Im Rahmen des GRKs können bis zu 36 Naturwissenschaftler*innen und ebenso viele Humanmediziner*innen promovieren. Hierfür werden die Doktorand*innen nicht nur in die hoch innovativen experimentellen Forschungsprojekte des GRKs eingebunden, sondern durchlaufen auch ein auf die Thematik des GRK zugeschnittenes strukturierten Qualifizierungsprogramm. Je nach Vorwissen und Interesse werden den Doktorand*innen die klinischen Hintergründe und die tumorbiologischen Eigenschaften gastrointestinaler Tumoren vermittelt. Das Ausbildungsprogramm umfasst außerdem methodische Kurse mit Fokus auf gastrointestinale Tumormodelle und Technologien für die Untersuchung von zellulären und molekularen Anpassungsfähigkeiten von Tumoren und vermittelt Kenntnisse in der Bioinformatik und im Datenmanagement. Angebote für die (inter-)nationale Vernetzung der Forschungsaktivitäten, Maßnahmen zur Unterstützung der Karriereplanung und der Weiterentwicklung persönlicher und wissenschaftlicher Fertigkeiten stehen ebenso im Fokus des Qualifizierungskonzepts wie Angebote für Rotationen in führende internationale Labore mit GRK-verwandtem Forschungsprofil. Das strukturierte Qualifizierungsprogramm erweitert etablierte Ausbildungsstrukturen und –angebote an beiden GRK-Standorten und steht auch medizinischen und naturwissenschaftlichen Doktorand*innen offen, die an UMG oder MHH außerhalb des GRK im Bereich gastrointestinaler Tumoren promovieren. Durch die enge Verzahnung zwischen innovativem Forschungs- und Qualifizierungsprogramm schafft das GRK optimale Bedingungen, um interdisziplinär an der besseren Behandlung von aggressiven gastrointestinalen Tumoren zu forschen und befähigt die GRK 2978-Absolvent*innen, auch nach der Promotion als Medical oder Clinician Scientists eine akademische Laufbahn in der onkologischen Forschung einzuschlagen. Für das GRK sind Fördermittel in Höhe von 8,4 Millionen Euro beantragt. Es startet voraussichtlich im Oktober 2025.
GRK 2987 Mobilitätsrechte im globalen Kontext multipler Krisen
In krisenhaften Zeiten wie diesen ist die Zahl der Menschen, die vor Krieg oder Verfolgung fliehen müssen, so hoch wie nie. Gleichzeitig wird Migration selbst zunehmend als gesellschaftliche Krise problematisiert. Das Graduiertenkolleg bringt zwölf Forschende der Philosophischen, der Sozialwissenschaftlichen und der Juristischen Fakultät der Universität Göttingen zusammen, um in Promotionsprojekten der Frage nachzugehen, wie in diesem Zusammenspiel aus Migration und Krise Mobilitätsrechte weltweit unter Druck geraten, aber auch stabilisiert werden können. Der interdisziplinäre Austausch ermöglicht es zu untersuchen, wie Migrationsbewegungen mit Rechten ausgestattet und reguliert werden. Er zeigt aber auch auf, dass Recht selbst Gegenstand gesellschaftlicher Debatten ist und wie über Recht Politik gemacht wird.
„Die Entwicklung eines Ansatzes, der Rechts- und Migrationsforschung im Sinne eines interdisziplinären Dialogs im Rahmen der Ausbildung von Promovierenden miteinander verbindet, ist im deutschen Raum einzigartig“, sagen die GRK-Sprecherinnen Prof. Dr. Sabine Hess vom Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie und Prof. Dr. Angela Schwerdtfeger von der Juristischen Fakultät. „Wir wollen dazu beitragen, eine rechtliche Perspektive in der empirischen Migrationsforschung zu etablieren. Nachwuchsforschende gelangen so zu einem differenzierteren und kompletteren Verständnis davon, wie Recht und Gesellschaft sich gegenseitig bedingen.“ Dabei können sie vom Austausch mit zwei assoziierten hochrangigen Richterinnen und internationalen Forschenden profitieren. Zusätzliche Vernetzungsmöglichkeiten bietet das Forschungsumfeld des Zentrums für Globale Migrationsstudien der Universität Göttingen. Für das GRK sind Fördermittel in Höhe von mehr als 7 Millionen Euro beantragt.
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