Lila Licht: UniversitätsKrebszentrum Göttingen setzt Zeichen gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs
(umg) Am Donnerstag, dem 21. November 2019, ist 6. Welt-Pankreaskrebstag. Der Tag soll die Öffentlichkeit auf die Erkrankung der Bauchspeicheldrüse aufmerksam machen und über Forschritte in der Forschung und der Behandlung informieren. Bundesweit erstrahlen jedes Jahr deshalb auf Initiative der „Selbsthilfe Tumore und Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse (TEB e.V.)“ zahlreiche Gebäude und Sehenswürdigkeiten in der der Farbe „Lila“, der offiziellen Farbe des Welt-Pankreaskrebstages. In diesem Jahr beteiligt sich auch das UniversitätsKrebszentrum Göttingen an der Aktion. Zum ersten Mal seit Einführung des Welt-Bauchspeicheldrüsenkrebstages erleuchtet das Eingangsportal des Universitätsklinikums Göttingen am Donnerstag, dem 21. November 2019, in der Zeit von 18:00 bis 22:00 Uhr in Lila Licht. Alle Neugierigen und Interessierten aus Göttingen und der Region sind eingeladen, vorbeizukommen und sich dieses erstmalige Lichtspektakel anzusehen.
„Mit der Aktion möchten wir den von dieser oft heimtückischen Erkrankung Betroffenen unsere Verbundenheit zeigen. Vor allem wollen wir ihnen auch Mut machen. Die Forschungsergebnisse der letzten Jahre lassen uns hoffen, dass sich Bauchspeicheldrüsenkrebs bald besser behandeln lässt“, sagt Prof. Dr. Volker Ellenrieder, Direktor des UniversitätsKrebszentrums und der Klinik für Gastroenterologie und gastrointestinale Onkologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG).
„Lila Licht gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs“
Beleuchtung des Haupteingangs des Universitätsklinikums Göttingen
zum Welt-Pankreaskrebstag 2019
Donnerstag, 21. November 2019, 18:00 bis 22:00 Uhr
Universitätsmedizin Göttingen, Robert-Koch-Straße 40, 37075 Göttingen
Besucher*innen, Neugierige und Interessierte sowie Medienvertreter*innen sind herzlich eingeladen und willkommen.
Die Behandlung von Patient*innen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs erfolgt an der UMG im Pankreaskrebszentrum. Das medizinische Kompetenzzentrum ist seit 2016 von der Deutschen Krebsgesellschaft als Pankreaskarzinom Zentrum zertifiziert. Um den Tumor früher als bisher erkennen zu können, arbeiten Ärzt*innen und Wissenschaftler*innen der UMG in einem speziellen Forschungsprogramm an besseren Diagnose- und Therapieverfahren. Das „Molekulare Pankreasprogramm“ ist ein besonderer Forschungsschwerpunkt im Rahmen der Antragstellung der der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) für ein gemeinsames onkologisches Spitzenzentrum bei der Deutschen Krebshilfe.
„Nach dem derzeitigem Wissensstand besteht aktuell nur dann eine realistische Chance, Bauchspeicheldrüsenkrebs zu heilen, wenn der Tumor chirurgisch vollständig entfernt wird“, sagt Prof. Dr. Michael Ghadimi, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie der UMG und stellvertretender Leiter des Pankreaskrebszentrum. „Bei der Mehrzahl der Patienten ist diese Option jedoch aufgrund des fortgeschrittenen Tumorstadiums weder technisch möglich noch medizinisch sinnvoll. Bei diesen Patienten ist eine Chemo- oder Radiochemotherapie meist die erste Wahl. Neueste Forschungsergebnisse zeigen auch, dass sich eine intensivierte Chemotherapie positiv auf die Prognose für die betroffenen Patienten auswirken kann. Sie überleben nach der Therapie länger und erlangen eine bessere Lebensqualität. Außerdem gelingt es uns heutzutage auch zunehmend häufiger, den Tumor nach einer Chemo- oder Radiochemotherapie chirurgisch zu entfernen. Diese Fortschritte motivieren uns, die Erkrankung noch genauer zu erforschen, um zukünftig noch gezieltere Behandlungsmögichkeiten zu haben“, so Ghadimi.
Expertise bei Bauchspeicheldrüsenkrebs gebündelt
An der UMG kümmert sich ein Team von spezialisierten Ärzt*innen und Wissenschaftlöer*innen der Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie, der Gastroenterologie und gastrointestinale Onkologie, der Pathologie, der Diagnostischen und interventionellen Radiologie, der Palliativmedizin, der Medizininformatik und der Humangenetik unter dem Dach des UniversitätsKrebszentrums der UMG um die Behandlung von Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs. Dabei erfolgt die Diagnostik und Therapie nach den derzeit gültigen Leitlinien im zertifizierten Pankreaskrebszentrum.
Um Bauchspeicheldrüsenkrebs noch besser zu erforschen, wurde im Jahr 2016 ein eigenes Forschungsprogramm gegründet. Die Wissenschafter*innen des sogenannten „Molekularen Pankreasprogramms der UMG“ haben sich zum Ziel gesetzt, Prognosen für betroffene Patient*innen zukünftig besser abschätzen zu können. Sie arbeiten daran, neue Behandlungsoptionen zu entwickeln, wenn Standardtherapien nicht mehr wirken, und Komplikationen zu verringern, wie zum Beispiel unerwünschte Nebenwirkungen durch Medikamente. Um diese Ziele zu erreichen, untersuchen die Ärzt*innen und Forscher*innen die Bauchspeicheldrüsenkrebszellen von Patient*innen, die bei einer chirurgischen Entfernung oder einer ultraschallgesteuerten Punktion gewonnen wurden. Sie analysieren deren Mutationsprofil und bringen diese Informationen mit dem Verlauf der Erkrankung in Verbindung. Aus den Daten ermitteln sie dann, ob es tumorspezifische Parameter gibt, die einen besonderen Krankheitsverlauf oder ein spezielles Ansprechen auf die Therapie vorhersagen lassen. Sollten die Analysen genetische Veränderungen in den Tumorzellen ergeben, gegen die eine spezifische Therapie möglich ist, werden die Ergebnisse im molekularen Tumorboard des UniversitätsKrebszentrums Göttingen diskutiert. Dann kann eine zielgerichtete Therapie bei den Krankenkassen beantragt werden, wenn Standardtherapien nicht mehr wirken.
Das „Molekulare Pankreasprogramm der UMG“ ist eingebettet in verschiedene nationale und internationale Forschungsverbünde. So arbeiten führende Wissenschaftler*innen der Universitätsklinika Göttingen, Köln, Heidelberg und Hannover und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) Heidelberg bei der Analyse der Tumormutationen im HiGHmed Konsortium zusammen. Dieses Konsortium nutzt modernste medizininformatische Methoden, um alle relevanten klinischen und molekularen Informationen der Tumorerkrankung eines Patienten zu vereinen und in der Behandlungsplanung mit der gebündelten Expertise der kooperierenden Universitätsklinika zusammen zu bringen.
Tumoren haben unterschiedlichen genetischen Fingerabdruck
Grundlage für das Forschungsprojekt ist die Erkenntnis, dass Krebserkrankungen der Bauchspeicheldrüse große Unterschiede in ihrem biologischen Verhalten aufweisen können, auch wenn sie ihren Ursprung im gleichen Organ haben. Diese Unterschiede können sich im Wachstum, in der Metastasierung oder auch im Ansprechen auf medikamentöse Therapien zeigen. Über viele Jahre war unklar, was diese Unterschiede verursacht. Mit Hilfe der molekularen Analyse der Erbinformation der Tumorzellen fanden Forscher*innen heraus, dass sich das Mutationsprofil von Tumoren, also der genetische Fingerabdruck, stark voneinander unterscheiden kann. Das bedeutet, dass es für jeden Patienten ein individuelles Mutationsprofil gibt. Gegenstand der aktuellen Forschung ist es jetzt, die Tumorerkrankung in Subgruppen entsprechend ihrem Mutationsprofil einzuteilen und zu therapieren.
Hintergrundinformationen Bauchspeicheldrüsenkrebs
Krebserkrankungen der Bauchspeicheldrüse sind eine immer häufiger diagnostizierte Tumorerkrankung im Verdauungstrakt mit oft ungünstiger Prognose für die Betroffenen. Jährlich erkranken rund 16.500 Männer und Frauen in Deutschland an einem Pankreaskarzinom. In den meisten Fällen handelt es sich bei dieser Krebserkrankung um einen Tumor, welcher von den Ausführungsgängen der Bauchspeicheldrüse ausgeht. Die Ausführungsgänge sind im Normalfall dafür zuständig, den Verdauungssaft der Bauchspeicheldrüse in den Dünndarm weiterzuleiten. Da die Bauchspeicheldrüse im Gegensatz zu anderen Organen wie Leber oder Herz keine feste Hülle besitzt, kommt es häufig dazu, dass sich die Krebszellen in Nachbarorgane ausbreiten und Metastasen bilden.
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