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Chirurgin der Universitätsmedizin Göttingen erhält von-Langenbeck-Preis

Priv.-Doz. Dr. Dr. Lena-Christin Conradi aus der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) mit dem von-Langenbeck-Preis der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) ausgezeichnet. Preis für beste Arbeit über molekulare Unterschiede Darmkrebs-bedingter Lebermetastasen, welche neue Behandlungsansätze eröffnen könnten. Der Preis ist mit 10.500 Euro dotiert.

Presseinformation zum Thema "Chirurgin der Universitätsmedizin Göttingen erhält Von-Langenbeck-Preis"
(V.l.n.r.) Prof. Dr. Christiane Bruns, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), Preisträgerin Priv.-Doz. Dr. Dr. Lena-Christin Conradi, geschäftsführende Oberärztin der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), und Prof. Dr. Thomas Schmitz-Rixen, Generalsekretär der DGCH. Foto: S. Radke/ EVENTPRESS

Priv.-Doz. Dr. Dr. Lena-Christin Conradi, geschäftsführende Oberärztin der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), hat den von-Langenbeck-Preis 2024 der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) erhalten. Mit dem Preis zeichnet die chirurgische Fachgesellschaft einmal im Jahr Oberärzt*innen und Assistenzärzt*innen für besondere wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Chirurgie oder angrenzender Bereiche aus. Prämiert wird die beste eingereichte Arbeit. Die Preisverleihung fand am Vorabend des jährlichen Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie am 23. April 2024 in Leipzig statt. Der Preis ist mit 10.500 Euro dotiert.

In der ausgezeichneten Studie „Molekulare Unterschiede zwischen angiogenen und gefäßkooptierenden Lebermetastasen von Darmkrebs bei Einzelzellauflösung“ wurden molekulare Unterschiede zwischen Lebermetastasen untersucht, die durch Dickdarm- oder Enddarmkrebs, auch kolorektales Karzinom genannt, entstanden sind. Diese Tumoren können auf unterschiedlichen Wegen mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden, entweder durch die Neubildung von Blutgefäßen oder die „Ernährung“ über bereits bestehende Blutgefäße im Körper. Die Form der Versorgung spiegelt sich im Gewebe der Metastasen anhand spezifischer Wachstumsmuster innerhalb der Leber wider, die eine Vorhersage auf den Behandlungserfolg mit bestimmten Therapien geben können. Diese Erkenntnisse könnten neue Behandlungsansätze bei Darmkrebs-bedingten Lebermetastasen eröffnen. Die Ergebnisse der Studie sind in der renommierten Fachzeitschrift Molecular Cancer erschienen.

Originalpublikation:
Molecular differences of angiogenic versus vessel co-opting colorectal cancer liver metastases at single-cell resolution. Johannes Robert Fleischer, Alexandra Maria Schmitt, Gwendolyn Haas, Xingbo Xu, Elisabeth Maria Zeisberg, Hanibal Bohnenberger, Stefan Küfer, Laure‑Anne Teuwen, Philipp Johannes Karras, Tim Beißbarth, Annalen Bleckmann, Mélanie Planque, Sarah‑Maria Fendt, Peter Vermeulen, Michael Ghadimi, Joanna Kalucka, Tiago De Oliveira and Lena‑Christin Conradi. Mol Cancer 22, 17 (2023). DOI: https://doi.org/10.1186/s12943-023-01713-1

Die Studie
Lebermetastasen, die in Folge eines kolorektalen Karzinoms entstehen, sind mit einer schlechten Prognose verbunden. Nur etwa 14 Prozent der Patient*innen leben länger als fünf Jahre. Das Wachstum der Metastasen wird dabei maßgeblich von der Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen über das Blutgefäßsystem beeinflusst. Eine der wenigen verfügbaren Therapien zur Behandlung von Lebermetastasen, wenn diese nicht lokal therapiert werden können, sind eine Chemotherapie in Kombination mit spezifischen Antikörpern. Dies sind Proteine, die an bestimmte Zielstrukturen der Tumoren binden und so dazu beitragen können, ihr Wachstum zu hemmen. Allerdings nutzt nur eine Untergruppe von Metastasen die Neubildung von Blutgefäßen zur Versorgung, während andere Tumoren entlang bereits bestehender Blutgefäße im Körper wachsen und sich durch diese „ernähren“. Diese sogenannte Blutgefäßkooption ist ein Vorgang, der mit einer deutlich schlechteren Überlebensprognose einhergeht. Die unterschiedlichen Formen des Anschlusses an das Blutgefäßsystem spiegeln sich in bestimmten Wachstumsmustern von Gewebeproben der Lebermetastasen wider. Diese Wachstumsmuster erlauben Rückschlüsse auf die Eigenschaften und das Verhalten des jeweiligen Tumors sowie eine Vorhersage auf den Behandlungserfolg bestimmter Therapien. Die zugrundeliegenden molekularen Mechanismen der unterschiedlichen Wachstumsmuster sind bisher aber nur wenig verstanden.

Für die Studie wurden Gewebeproben von 233 Lebermetastasen untersucht, die 225 Darmkrebs-Patient*innen zwischen 1995 bis 2015 an der UMG operativ entfernt wurden. Es wurde mit modernen molekularbiologischen Methoden überprüft, welche Gene oder Genabschnitte im jeweiligen Gewebe aktiv sind und welche Proteine in welcher Menge gebildet werden. Die Überprüfung der Genaktivität erfolgte dabei auf Einzelzellebene, aber auch im Hinblick auf ihre räumliche Verteilung im Gewebe (räumliche Transkriptomik). Die gewonnenen Erkenntnisse dienen dazu, eine Aussage über das Verhalten der Tumoren treffen zu können und neue vielversprechende Angriffsziele für Therapien zu identifizieren.

In Zusammenhang mit den blutgefäßkooptierenden Tumoren wurden Stoffwechselveränderungen und die Aktivierung eines bestimmten molekularen Signalweges in den metastasierten Krebszellen gefunden. Darüber hinaus fanden die Forschenden um Priv.-Doz. Dr. Dr. Conradi in der umgebenden gesunden Leber dieser Metastasen eine bestimmte Art von Blutgefäßzellen, die als möglicher Marker zur Vorhersage dieser Form der Metastasierung weiter untersucht werden sollten.

Die Ergebnisse dieser Studie können nun verwendet werden, um alternative und bessere Behandlungsmöglichkeiten für Patient*innen mit Metastasen, die mittels Blutgefäßkooption wachsen, zu entwickeln.


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Priv.-Doz. Dr. Dr. Lena-Christin Conradi
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